„Ehe und Familie sind naturgegeben und unveränderlich“

Rund 40 Menschen demonstrierten in Hannover gegen sexuelle Vielfalt. Ihnen standen mehr als dreimal so viele Gegendemonstrant*innen gegenüber.

Am Dienstagnachmittag, 12.09., hielt der orangefarbene „Bus der Meinungsfreiheit“ im Rahmen einer „Deutschlandtour“ vor dem Neuen Rathaus, auf dem Trammplatz. Rund 40 Menschen besuchten die Kundgebung des Bündnis „Demo für Alle“. Sie demonstrierten gegen die „Ehe für Alle“ und propagierten ein traditionelles Familienbild aus Vater, Mutter, Kind sowie naturgegebene Geschlechterrollen.

Einige trugen Shirts im selben orangefarbenen Farbton wie dem des Busses, auf denen zu lesen war „Ehe bleibt Ehe“. „Ehe und Familie sind naturgegeben und unveränderlich“, sagte Organisatorin Hedwig Freifrau von Beverfoerde. Sie habe zwar nichts gegen Homosexuelle, aber die gleichen Rechte wie eine in ihrem Sinne gott- und naturgegeben Familie dürften sie jedoch nicht haben.

Hedwig Freifrau von Beverfoerde propagiert "Ehe bleibt Ehe"
Hedwig Freifrau von Beverfoerde propagiert „Ehe bleibt Ehe“

Schon 2014 protestierte das erzkonservative Bündnis „Demo für Alle“ in Hannover gegen sexuelle Vielfalt und für den Erhalt der Zweigeschlechtlichkeit. Grund war der Antrag der rot-grünen Regierung, Homo- und Transsexualität in die Lehrpläne aufzunehmen. Unter den damaligen Teilnehmer*innen waren neben AfD-Mitglieder auch Anhänger der „Identitären Bewegung“. Wie vor drei Jahren nahmen auch diesmal Personen aus der extrem Rechten an der Veranstaltung teil – unter anderem fand sich Friedemann Grabs, ehemaliger Abgeordneter der Regionsversammlung für die extrem rechte Wählergemeinschaft „Die Hannoveraner“ und Redner bei „Hagida“ (heute „Bürgerprotest Hannover“), auf dem Trammplatz ein.

Gegenprotest „Vielfalt statt Einfalt“

Die offizielle Gegenkundgebung fand auf der gegenüberliegenden
Straßenseite, vor dem, zu einer Unterkunft für Geflüchtete umgebauten, ehemaligen Maritim Hotel, statt. Rund 120 Menschen waren dem Aufruf von „Vielfalt statt Einfalt“ gefolgt und demonstrierten für eine offene, bunte und vielfältige Gesellschaft. Etwa 30 weitere Gegendemonstrant*innen mischten sich unter die Teilnehmer*innen der homo- und transfeindlichen Kundgebung. Sie schwenkten Regenbogenfähnchen und störten die Redebeiträge mit Zwischenrufen, in denen über der Forderung nach Gleichstellung hinaus, auch auf eine generelle Kritik an dem Konzept der Ehe hingewiesen wurde.

Der „Bus der Meinungsfreiheit“ tourt derzeit durch Deutschland. Tourstart war am 06. September in München. Enden soll sie neun Tage später vor dem Kanzleramt in Berlin, wo eine Petition gegen die „Ehe für Alle“ übergeben werden soll. Am Tag darauf findet in Berlin der sogenannte „Marsch für das Leben“ statt. Gleich mehrere Redner echauffierten sich in Hannover über den ihnen in den Tagen zuvor entgegengebrachten Widerstand. Tour-Mitorganisator Eduard Pröls, Deutschland-Sprecher von CitizenGo, verglich auf Facebook die Gegenproteste in Stuttgart mit der Reichskristallnacht und am Sonntag in Köln bezeichnete er sie als „Terror“.

Gegenprotest auch auf Gruppenbild
Gegenprotest auch auf Gruppenbild

Zum Abschluss der Kundgebung folgte vor dem Bus ein obligatorisches Gruppenbild. Gegendemonstrant*innen stellten sich demonstrativ mit ihren Fähnchen dazu. Zwei junge Frauen küssten sich, eine der Beiden streckte zugleich den Stinkefinger in Richtung Kamera. Diese Geste wollten die Anhänger*innen der Demo für Alle auf ihrem Gruppenbild allerdings nicht sehen und bemühten sich die Liebenden mit Fahnen und Schildern abzuschirmen.

Fotos findet ihr unter:
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