Neonazi-Strukturen in Hildesheim

Quelle: http://recherche38.info
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„Die Rechte“
Als im Jahr 2014 Nazis wie Johannes Welge, Benjamin Krüger oder Martin Schüttpelz in den Landkreis Hildesheim zogen, gewann die örtliche Nazistruktur an Stärke. Als Rahmen diente die Partei „Die Rechte“, welche von Christian Worch als Auffangbecken für verbotene Kameradschaften wie „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO) gegründet wurde. In Hildesheim gründete sich der Kreisverband am 08. November 2014. Weitere extrem Rechte wie Dominic W., Rene S., Lutz H. oder Jens und Marion W. fanden schnell Anschluss an die neue Gruppierung, sodass diese aktionsfähig wurde.

Gastbeitrag von „Linke Initiative Hildesheim

Als Sprachrohr diente dem Kreisverband vor allem Facebook, über das sie ihre Supporter stetig auf dem Laufenden hielten und auch kleinste Aktionen als Schritt zur nationalen Revolution verkauften. Ihr Auftreten wurde aggressiver und im Frühling 2015 fanden die Aktivitäten ihren Höhepunkt. Nachdem innerhalb weniger Wochen drei Kundgebungen in der Region abgehalten wurden, arbeitete die Gruppe auf einen Nazigroßaufmarsch für den 21.03.2015 hin. Dieser fiel bei strömendem Regen sprichwörtlich ins Wasser: Wegen einer Blockade und technischer Probleme mussten die Teilnehmer*innen des Aufmarsches 1,5 Stunden am Auftaktort stehen. Eine Gruppe von circa 15 Leuten – aus dem Umfeld der „Aktionsgruppe Hannover“ – schien das dermaßen zu nerven, dass sie die Demo verließen bevor diese überhaupt startete.

Eine kraftvolle Gegendemo mit über 2000 Menschen setzte dem Ganzen eine antirassistische und solidarische Perspektive entgegen. Nach dieser Schlappe wurde es zunehmend stiller um die Gruppierung. „Die Rechte“ konnte nicht mehr an ihr großes Mobilisierungspotential anknüpfen und war bei Kundgebungen nur noch mit Hilfe aus dem Harz, Hannover und Braunschweig auf eine zweistellige Masse gekommen. Durch das starke Engagement der antifaschistischen Gruppen in Hildesheim konnten die Naziaktivitäten um den Kreisverband im öffentlichen Raum bis zum jetzigen Zeitpunkt massiv eingedämmt werden. So fand die letzte Kundgebung am 28.05.2015 in Groß Lafferde statt.

Aktuell ist die Lage spürbar ruhiger, dennoch gab es weiterhin Angriffe durch Nazis. So wurden im Jahr 2016 vier Übergriffe mit extrem rechtem Hintergrund dokumentiert. Taxifahrer wurden von Nazis schickaniert, Andersdenkende angegriffen und Unterkünfte für Geflüchtete attackiert.

Als organisierte Nazistruktur kann man die Kleinpartei in Hildesheim kaum noch zählen. Diverse Austritte und interne Streitigkeiten, etwa aufgrund des Alkoholproblems innerhalb der Gruppe, haben den Kreisverband größtenteils handlungsunfähig gemacht.

„German Defence League“ (GDL)
Als weitere faschistische Gruppierung ist die German Defence League Division Hildesheim zu nennen. Diese besteht überwiegend aus einer Person: Bertino Adler. Dieser betreibt den gleichnamigen Adler-Versand, welcher seit geraumer Zeit rechte Musik und Propaganda aus Diekholzen vertreibt. Adler war auch einige Zeit Leader der bundesweiten GDL-Struktur.

„Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD)
Die NPD Hildesheim wollte nach eigenem Bekunden für die Kommunalwahl 2016 antreten, bekam jedoch die geforderten Unterstützungsunterschriften nicht zusammen. Hilfe von anderen rechten Gruppierungen erhielt sie nicht. Federführend bei der NPD ist das Ehepaar Harry und Kerstin B. aus Drispenstedt.

Freie Kräfte
Zuletzt sei noch der wohl bekannteste Hildesheimer Neonazi, Dieter Riefling, genannt, welcher Anfang Juni aus der Haft entlassen wurde. Seit der Entlassung trat er u.a. beim „Rock gegen Überfremdung“ in Kirchheim und auf einer „Solidaritäts“-Veranstaltung für Ursula Haverbeck in Nordkampen als Redner auf. Dabei warb er vor allem für den „Tag der deutschen Zukunft“ (TddZ) 2017 in Karlsruhe.