Neben Nachbarn und Anwohner*innen blockierten am Dienstagmorgen auch zahlreiche solidarische Menschen einen Hauseingang im hannoverschen Stadtteil Linden-Nord. Herr N. sollte zwangsgeräumt werden. Er hatte unwissentlich nicht mit dem Hauseigentümer einen Mietvertrag geschlossen, sondern mit einem anderen Mieter, der seine Zahlungen irgendwann nicht mehr weiterleitete und seither unauffindbar ist. Die Zwangsräumung musste für heute abgesagt werden.
Auf Transparenten war zu lesen „Stop Zwangsräumungen“ und „Soziale Verdrängung stoppen“. Die Sprecherin des „Netzwerk – Wohnraum für alle“ kritisierte ebenfalls die Praktik der Zwangsräumung: „Es ist erschreckend zu sehen, wie Menschen aus ihren Wohnungen geräumt werden, ohne sicher zu gehen, dass sie eine neue Bleibe gefunden haben. Die Menschen werden nicht nur aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, sondern sogar in die Obdachlosigkeit gedrängt.“ Die Gentrifizierung von Stadtteilen -steigende Mieten, die Umwandlung von Miet- zu Eigentumswohnungen und der Abbau von Sozialwohnungen -führt auch in Hannover zu einer Angebotssituation, die besonders für Menschen mit geringem Einkommen höchst problematisch ist.
Das solidarische Netzwerk zieht eine positive Bilanz der heutigen Aktion: „Anstatt einer stillen Räumung gab es lauten Protest. Gemeinsam mit Nachbar_innen, Anwohner_innen und anderen solidarischen Menschen konnten wir, das netzwerk_Wohnraum für Alle, die Zwangsräumung von Herrn N. für den Moment verhindern. Die von vielen Menschen mitgetragene Aktion zeigt auch, dass kein Mensch in diesen Situationen alleine agieren muss. Durch Solidarität und direkte Hilfe in der Nachbarschaft können auch alltägliche Konflikte gemeinsam geführt und die Verhältnisse eines kapitalistischen Wohnungsmarktes hinterfragt werden.“