Mit Quarzhandschuhen und Pfefferspray bewaffnet griffen Neonazis am sogenannten Männertag (5. Mai 2016) das Autonome Jugendzentrum (AJZ) in Erfurt an. Sie drangen ins AJZ ein und „setzten zunächst massiv Pfefferspray gegen die sich auf dem Hof befindenden Menschen ein, um dann mit Steinen und Flaschen zu werfen“, wie es auf der Internetseite des Infoladens Sabotnik steht. „Begleitet wurde der Angriff laut Berichten durch ‚Sieg Heil’-Rufe“, heißt es dort weiter. Bei der Attacke wurden vier Personen verletzt, eine Fensterscheibe eingeworfen und eine Lederjacke geklaut.
Im Zuge der Ermittlungen fanden am 26.05.2016 mehrere Hausdurchsuchungen in Erfurt, im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und in Hannover statt. Bei den durchsuchten Objekten wurden nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) Thüringen „Speichermedien und Bekleidungsgegenstände, die höchstwahrscheinlich zur Tatzeit getragen wurden“ sichergestellt.
In Hannover wurde laut LKA die Wohnung eines 32-Jährigen durchsucht. Dabei handelt es sich vermutlich um den stadtbekannten Neonazi Ronny Damerow, der enge Kontakte nach Erfurter Nazi-Szene pflegt. Dort besuchte er unter anderem ein Konzert der neonazistischen Band „Kategorie C“ am 8. April dieses Jahres in Erfurt und nutze seinen Aufenthalt, um sich übers Wochenende mit seinen „Kameraden“ zu treffen. Mit diesen besuchte er das Ligaspiel des Drittligisten Rot-Weiß Erfurt gegen Osnabrück. Am Angriff auf das AJZ sollen Nazis aus dem Kollektiv 56 oder/und dem Nazihool-Spektrum (Jungsturm/KEF) beteiligt gewesen sein. Seine Kontakte zu Neonazi-Hooligans sind hinreichend bekannt. Dies wurde unter anderem beim Überfall auf Fußballfans in Garbsen deutlich, an dem er beteiligt war. Nach dem Heimspiel des TSV Havelse – wo Ronny Damerow regelmäßig Zuschauer ist – gegen den SC Goslar 08 am 24. März 2016 attackierten etwa 20 Neonazis Fans von Goslar, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Sie wurden gezielt mit Flaschen und Böllern beworfen.
Einige der Attackierten erlitten Blessuren. Ferner posierte er auf einem Gruppenfoto mit anderen Neonazi-Hooligans, die teilweise am Angriff beteiligt waren. Die Gruppe bezeichnet sich selbst als „Freie Kräfte Fußball“ und grenzt sich deutlich von der extrem rechten und gewaltbereiten Gruppierung „Gemeinsam Stark Deutschland (GSD)“ ab.